Es ist Zeit, das unglückliche Pokalaus endgültig zu den Fußballakten zu legen und sich den kommenden Aufgaben zu widmen. Die nächste Herausforderung wartet bereits am Sonntag im umgebauten Eilenriedestadion in Hannover auf unseren Regionalligakader. Dort erwartet den VfB Oldenburg um 15:30 Uhr die U23 von Hannover 96. Das Nachwuchsteam der Hannoveraner wurde zur neuen Spielzeit komplett umgebaut und dieser Umbau hat es in sich.
Der Trainerposten wurde vom Ex-Wilhelmshavener Mike Barten an den bisherigen U19-Trainer Christoph Dabrowski übergeben. Der ehemalige Bundesligaprofi und DFB-Pokalsieger hat im letzten Jahr seine Ausbildung zum Fußballlehrer bestanden. Dabrowski hat als neuer Trainer jedoch einen klassischen Fehlstart hingelegt: Gegen den kleinen Nachbarn aus Havelse verloren die Roten am ersten Spieltag im heimischen Stadion überraschend mit 0:1. Als einen Grund für die Niederlage machte der Trainer einen tiefstehenden Gegner aus.
Dass es sich bei dieser Niederlage lediglich um einen Ausrutscher handelt, bewies die Mannschaft in den folgenden Spielen. Gegen Lüneburg konnte auswärts und gegen Drochtersen/Assel zu Hause gewonnen werden. Aus Flensburg konnte mit einer starken Leistung zumindest ein Punkt mitgenommen werden. So liegt das Team aus der Landeshauptstadt vor dem Spiel gegen den VfB Oldenburg mit 7 Punkten auf einem respektablen 3. Tabellenplatz.
Die Leistungssteigerung und die positiven Ergebnisse tragen aber anscheinend den Namen eines Mannes: Uffe Manich Bech. Der dänische Nationalspieler erzielte jeweils gegen Flensburg und gegen Lüneburg einen Treffer. Drochtersen/Assel schoss er mit 2 Toren im Alleingang ab. Der 25-jährige Profi wurde im letzten Jahr von Hannover 96 an die SpVgg Greuther Fürth ausgeliehen und kehrte nun zurück an die Leine.
Mit ihm im Sturm wirbelt Babarcar Guèye. Der 1,90 m große Senegalese kommt als Leihgabe von VV St. Truiden, einem belgischen Erstligisten, nach Niedersachsen zurück. Bech und Guèye wurde mitgeteilt, dass sie im Profiteam keine Zukunft haben werden. Sie spielen also im Nachwuchsteam, um sich anderen Vereinen anzubieten. Uffe Bech machte im August letzten Jahr Schlagzeilen in der Boulevard-Presse, da er im VIP-Bereich der HDI-Arena einem angetrunkenen Schalke-Fan aus Notwehr in die Hand biss.
Ebenfalls feste Größen im Angriff sind Marco Stefandl, Neuzugang von VfB Stuttgart II, sowie Mete Kaan Demir. Der Linksaußen kommt aus der eigenen Jugend und spielte bereits für die U-19 Nationalmannschaft der Türkei.
Als Kapitän konnte der 4-fache Nationalspieler Christian Schulz zurückgewonnen werden. Nach 5 Jahren als Profi bei Werder Bremen und weiteren 9 Jahren bei Hannover 96, zuletzt als Kapitän der Profimannschaft, beendete der 35-jährige Innenverteidiger beim SK Sturm Graz seine Profikarriere. Der gebürtige Bassumer gilt als Publikumsliebling und absolute Identifikationsfigur bei den 96er-Fans. Mit seiner Erfahrung und seiner natürlichen Autorität soll er als Leitwolf Struktur in die junge Mannschaft und Sicherheit in die Abwehr bringen. In diesem Sinne also eine wirklich gelungene Personalie der Hannoveraner.
Ebenfalls in der Abwehr spielt Niklas Tarnat. Niklas ist Sohn des Leiters der 96-Akademie und ehemaligen Nationalspielers Michael Tarnat.
Im Tor hat Dabrowski momentan die Qual der Wahl. Aus dem Reserveteam von Bayern München wurde der gebürtige Oldenburger Leo Weinkauf an den Maschsee geholt. Aus der eigenen Jugend wurde Marlon Sündermann als 3. Torwart in das Profiteam hochgezogen. Abgesehen vom ersten Spiel stand bisher stets Sündermann zwischen den Pfosten.
Mit dem Auswärtsspiel am Sonntag haben also Cheftrainer Stephan Ehlers und seine Mannschaft eine wirklich harte Aufgabe vor sich. Wie schon so oft, kann sich eine Reservemannschaft aber auch als Wundertüte erweisen. Uffe Bech könnte aufgrund der aktuellen Verletztenliste doch in den Profikader rutschen oder bis Sonntag von einem anderen Verein abgeworben sein. Wir werden sehen, gegen wen unsere Blauen spielen.
Grund genug, nochmal unseren Kader zu durchleuchten. Das mentale „Wundenlecken“ ist schon Geschichte. So ärgerlich die Niederlage gegen unseren Lieblingsgegner aus dem Emsland auch war, so knapp war sie auch. Auf Augenhöhe mit dem letztsaisonalen Drittliga-Siebten, das klingt doch gut und macht Mut. Unsere Mannschaft hat massig Potenzial und versteht es immer besser, dieses auch auf den Rasen zu bringen.
Anders als etwa Lupo Martini Wolfsburg werden die Hannoveraner nicht nur darauf bedacht sein, den eigenen Strafraum abzuriegeln. Das könnte unserem Spiel entgegen kommen. In personeller Hinsicht gibt es nur wenige Fragezeichen. Ein kleines steht hinter dem Einsatz von Hugo Magouhi. Der Angreifer hofft, dass er spätestens am Freitagabend wieder gegen den Ball treten und in Hannover mithelfen kann, die Punkte zu erspielen.
Das dürfte übrigens auch Kai-Bastian Evers. Der VfB hat beim Verband nochmal die Sperren-Problematik aufgezeigt, Stichworte „Zuschauen im Pokal“, was zu einer Reduzierung der Rot-Sperre geführt hat. Immerhin. Definitiv ausfallen wird dagegen Angelos Agryris. Der sympathische Grieche ärgert sich über einen Muskelfaserriss, der ihn aktuell zum Zuschauen zwingt. Seinen Optimismus hat er aber nicht eingebüßt. „Die Jungs machen das auch ohne mich klar“, ist er von einem Auswärtssieg überzeugt.
Darüber hinaus hat Stephan Ehlers die Qual der Wahl und wird tüfteln, welche Startelf diesmal am besten zum Gegner passt. Mit der notwendigen, lautstarken Unterstützung sollen schließlich drei Punkte her.