Oldenburg. Langschläfer im Kader des VfB Oldenburg stehen an diesem Wochenende nicht im Verdacht, eine satte Vergnügungssteuer zahlen zu müssen. Am Samstag spielen die Blauen bereits um 13 Uhr beim VfL Wolfsburg II, einem Gegner, der fraglos ein Anwärter auf die Aufstiegsrunde ist. Bleibt die Frage, ob unser VfB es diesmal wirklich mit der Reserve zu tun bekommt.
Der Gegner ist gut in die Saison gestartet, hat einem 3:0 in Hildesheim einen 3:2-Sieg über den HSC Hannover folgen lassen und galt vor dem Mittwoch-Spiel beim FC Oberneuland natürlich als Favorit. Doch nach 90 spannenden Minuten jubelte der Aufsteiger über einen verdienten 1:0-Erfolg.
Im Vergleich zur vergangenen Saison hat der Kader der Jung-Profis ein deutlich anderes Gesicht erhalten. Rüdiger Ziehl wurde als Trainer von Henning Bürger ersetzt. Der ehemalige Profi, lange auch Trainer der Reserve von Eintracht Braunschweig, war zuletzt für die U19 der Wolfsburger zuständig. Seine „Beförderung“ zum Chef der Reserve macht allerdings Sinn, wie der Blick auf den Kader zeigt. Insgesamt 28 Kicker sind derzeit gemeldet. Sieben Spieler der Vorsaison sind nicht mehr für die Grün-Weißen am Ball, 14 neue Fußballer wurde verpflichtet, darunter gleich deren zehn aus der eigenen U19.
Die Liste der Abgänge lässt zumindest vermuten, dass der VfL an Substanz verloren haben könnte. Mit Anton Stach (Greuther Fürth), Ibo May (Eintracht Braunschweig) und Julian Justvan (SC Paderborn) sind unter anderem drei Leistungsträger gegangen. Maßgeblichen Anteil am sportlichen Erfolg des vormaligen Vizemeisters haben aber auch langjähriger Wolfsburger, allen voran Abwehrroutinier Julian Klamt.
Mit Regelmäßigkeit haben die Wolfsburger zudem personelle Anleihen beim Bundesligakader vorgenommen. Der VfB Oldenburg bekam das in der vergangenen Saison schmerzhaft zu spüren. Beim Blick auf die Aufstellungen wähnte sich mancher Oldenburger seinerzeit direkt in der Bundesliga oder wahlweise im falschen Stadion. Mit Elvis Rexhbecaj (jetzt 1. FC Köln), Xaver Schlager, Daniel Ginczek und Ismail Azzaoui (vereinslos) standen gleich vier Vollprofis in der Startelf und trugen maßgeblich zum klaren 6:0 bei.
Ob die Wölfe auch an diesem Samstag wieder von oben verstärkt werden? Die Profis waren am Donnerstag im Europapokal am Ball und spielen in der Bundesliga am Sonntag beim SC Freiburg. Das zumindest lässt hoffen, dass unser VfB es mit der „echten“ Zweitvertretung zu tun bekommt. Doch auch die kann richtig gut Fußball spielen. Alle Wolfsburger sind technisch hervorragend geschult und haben auch in taktischer Hinsicht kaum Defizite. Ballsicherheit, Tempo, dazu mit John Iredale ein Torjäger der Extraklasse – auf die Blauen wartet Schwerstarbeit. „Wolfsburg hat eine neue, junge Mannschaft, die gleichwohl hochtalentiert ist“, sagt VfB-Trainer Dario Fossi.
Vier Spiele in Folge haben die Oldenburger gegen diesen Gegner mittlerweile verloren. Letztmals punktete der VfB am 22. September 2018 beim damaligen 0:0 im kleinen, aber schmucken Wolfsburger Stadion, in dem ansonsten die Bundesliga-Frauen Meisterschaften feiern. Grund genug, die Bilanz endlich mal deutlich aufzupolieren.
„Wir werden von Spiel zu Spiel stärker und am Mittwoch war ich richtig stolz darauf, wie die Mannschaft Fußball gespielt hat. Allerdings ist auch klar, dass Wolfsburg uns sicher nicht so viele Räumen geben wird, wie wir sie gegen Jeddeloh bekommen haben“, so Fossi. Er ist gleichwohl überzeugt, dass seine Mannschaft den eingeschlagenen Trend fortsetzen und mit großer Leidenschaft Fußball spielen wird. Offen bleibt, ob und welche personellen Änderungen anstehen. Auf Patrick Posipal wird der VfB vorerst verzichten müssen. Der Routinier hat sich eine Innenbandverletzung zugezogen. Ob Nico Knystock dabei sein kann, entscheidet sich erst am Spieltag. Angepfiffen wird von Schiedsrichter Rene-Alexander Rose übrigens ein Spiel, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Für Pascal Richter wäre es aber weniger deshalb ein denkwürdiger Kick, sondern vor allem, weil „Palle“ vor seinem 100. Einsatz in der ersten Mannschaft des VfB steht. Ein Jubiläum, das geradezu nach drei Punkten verlangt.