Oldenburg. Mal gewinnt, mal verliert man. Auf kaum eine Paarung trifft diese total unterschätzte Floskel so gut zu, wie auf den sportlichen Vergleich zwischen dem VfB Oldenburg und Werder Bremen II. Von einer Punkteteilung mal abgesehen, wechselten Sieg und Niederlage in den Spielen dieser Kontrahenten in den vergangenen Jahren recht regelmäßig. Dieser Diktion folgend wären übrigens die Blauen als Sieger dran, zu befürchten ist allerdings, dass der Gegner am Sonntag, ab 15 Uhr etwas dagegen haben dürfte.
Der Start, den Werder hingelegt hat, ist nahezu makellos. Allein Aufsteiger Atlas Delmenhorst trotzte dem Nachbarn zum Saisonauftakt einen Zähler ab, man trennte sich torlos. Dass die Null steht, ist für die Bremer seitdem übrigens fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Vier Spiele, vier Toren, zehn Punkt und nicht einmal musste Werder-Torhüter Eduardo Dos Santos Haelser hinter sich greifen. Klingt so, als sei die Bremer Abwehr nur ganz schwer zu knacken.
Neben Delmenhorst ist das zumindest bist jetzt auch Rehden, Hildesheim und zuletzt Hannover nicht gelungen. Beim HSC siegten die Jungsprofis 1:0. Ein offensives Feuerwerk zünden die Grün-Weißen tatsächlich auch eher selten. Das mag verwundern, denn personell ist der Bremer Angriff so schlecht nicht aufgestellt, sollte man meinen. Kebba Badjie, mit elf Treffern in der vergangenen Saison Top-Torjäger, hat bislang noch keine nachhaltige Berufung in den Bundesligakader bekommen. Ergänzt wurde der Angriff um einen weiteren filigrane Stürmer. Vom SSV Jeddeloh II holten die Bremer den besten Torschützen, Tim van de Schepop.
Bislang allerdings konnte der noch nicht wirklich helfen, denn er plagt sich mit einer Verletzung. Dafür haben andere Talente sich in den Fokus gedribbelt, allen voran etwa Abdenego Nankishi, der mit viel Tempo unterwegs ist und sich dabei durchaus stabil präsentiert.
Prunktstück der Bremer ist allerdings die Deckung um Junioren-Nationalspieler Dominik Becker, der im vergangenen Jahr vom 1. FC Köln in die Hansestadt geholt worden ist. Neben Becker verteidigt mit Maik Nawrocki ein polnischer Auswahlkicker. Der Innenverteidiger, gebürtiger Bremer und für Werder am Ball, seit er fünf Jahre alt ist, wurde bereits mit einem Profivertrag ausgestattet. Auch Rechtsverteidiger Simon Straudi darf als Leistungsträger gelten, schließlich wurde sein Vertrag nicht eben zufällig verlängert. Die Perspektive heißt Bundesligakader. Kein Wunder also, dass Werder noch kein Gegentor schlucken musste.
Zehn Spieler haben Werder im Sommer verlassen, 16 neue wurden angestellt, immerhin zehn aus der U19. Mit Ole Springer wurde lediglich ein echter Routinier verpflichtet. Der Torhüter kam vom Lüneburger SK, zählte über Jahre zu den besten Schlussmännern der Liga, soll in Bremen aber weniger zwischen den Pfosten helfen, sondern vor allem mit seiner Erfahrung die jungen Mitspieler anleiten.
Taktisch gut geschult, technisch stark, flott am Ball. Werder ist unstreitig ein Anwärter auf die Aufstiegsrunde und vielleicht auch auf mehr, sprich den Titel. Auf den VfB wartet eine ganz schwere Aufgabe, da mag man das Gesetz der Serie noch so sehr bemühen.
Klar ist gleichwohl auch, dass die Blauen sich nicht verstecken müssen und nicht verstecken werden. Die Formkurve der Truppe von Cheftrainer Dario Fossi zeigt konstant nach oben. Gegen Hannover brauchte es ein Gegentor als Weckruf, nach dem 0:1 zeigten die Oldenburger allerdings individuelle Klasse, überzeugten aber auch als Mannschaft. „Wir verstehen uns gut, einer kämpft für den anderen“, sagt Rafael Brand, der bereits drei Tore erzielt hat und gegen Bremen gerne erneut treffen würde. Ob Neuzugang Ayodele Max Adetula am Sonntag schon zum Kader zählen wird, können wir an dieser Stelle übrigens nicht verraten. Vor dem Nachbarschaftsduell soll schließlich ein wenig gepokert werden.
Es gibt übrigens noch Restkarten. Die Tageskasse öffnet am Sonntag deshalb schon um 13.30 Uhr.