Regionalliga„Es gibt keinen falschen Zeitpunkt für Erfolg“

28. Februar 2022
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Oldenburg. Seine sportliche Vita ist beeindruckend. Knapp 200 Spiele hat Sebastian Schachten als Profi in Deutschland und der Schweiz absolviert, darüber hinaus über 90 Begegnungen in verschiedenen Regionalligen auf dem Rasen erlebt. Da versteht es sich von selbst, dass der heute 37-Jährige etwas zu sagen hat, wenn er über Fußball spricht und genau das haben wir mit ihm getan.

Sebastian, Sie sind seit einigen Monaten für den Leistungsfußball im VfB Oldenburg verantwortlich. Sind Sie auch im VfB bereits angekommen?
Auf jeden Fall. Das war allerdings auch nicht wirklich schwer. Einmal davon abgesehen, dass ich mich im Laufe meiner Karriere als Fußballer immer mal wieder neu einleben und einfinden musste, haben es mir die Menschen hier beim VfB auch leicht gemacht.

Dann schildern Sie uns doch gerne einmal die ersten Eindrücke, die Sie hier gewonnen haben.
Die sind rundum positiv. Die Menschen sind offen und verlässlich, was ich sehr schätze. Sie haben durch die Bank große Lust, mit dem VfB etwas zu bewegen. Das ist grundsätzlich eine tolle Basis für uns und gilt übrigens nicht nur für die erste Mannschaft, sondern geht deutlich darüber hinaus.

Der Lebensmittelpunkt Ihrer Familie ist allerdings Paderborn. Wann folgt der Umzug nach Oldenburg?
(lacht). Den habe ich schon vollzogen. Nachdem ich anfangs regelmäßig bei unserem Wirtschaftspartner Thomas Mühlau im Hotel Bavaria übernachtet habe, wo ich mich sehr wohl gefühlt habe, habe ich mittlerweile eine kleine Wohnung in Nadorst gefunden. Das macht es für die Familie auch mal einfacher, einige Tage in Oldenburg zu verbringen. Allerdings, so ehrlich bin ich natürlich, bleibt unser Lebensmittelpunkt erst einmal Paderborn, was unserer familiären Situation geschuldet ist.

Sie haben unter anderem für Borussia Mönchengladbach, den FC St. Pauli, in Luzern und Paderborn Fußball gespielt. Was hat Sie zum VfB geführt?

Da gab es nicht den einen Grund, sondern mehrere. Einerseits hatte ich Kontakt zu unserem Geschäftsführer Michael Weinberg. Er hat jemanden gesucht, der hier mittelfristige sportliche Ziele mitgestalten möchte. Außerdem war ich wegen meines BWL-Studiums an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg. Dementsprechend kannte ich die Stadt und natürlich den VfB, was sicherlich auch ein wichtiger Punkt gewesen ist.

Ist die Tätigkeit als sportlicher Leiter eines ambitionierten Regionalligisten so reich an Aufgaben, wie es den Eindruck macht?
Ich will es mal so formulieren: Es gibt nicht die eine Tätigkeit. Sportliche Themen haben absolute Priorität, ganz klar. Aber wir haben hier ganz viele, sehr spannende Projekte auf den Weg gebracht. Nicht alle lassen sich in kurzen Zeitfenstern umsetzen, aber es gibt genug zu tun.

Dann sprechen wir jetzt gezielt über sportliche Themen. Hat der erste Platz am Ende der Punktrunde in der Süd-Staffel Sie überrascht?
Überrascht wäre das falsche Wort. Platz eins ist die Belohnung für die Arbeit, die unsere ganze Mannschaft, dazu zähle ich auch die Trainer, Betreuer, aber auch die vielen Ehrenamtlichen geleistet haben. Gerade in der Spitzengruppe war die Staffel schon ausgeglichen, wobei Werder Bremen II und wir den entscheidenden Tick stärker waren.

Was hat konkret den Ausschlag gegeben?
Auch da gibt es nicht den einen Faktor, sondern das Zusammenkommen von verschiedenen Dingen. Wenn du in der ganzen Serie nur ein Spiel verlierst, hast du grundsätzlich viel richtig gemacht und die Qualität, die in der Mannschaft steckt, konstant abgerufen. Das sind dann schon zwei Faktoren. Wir haben eine echte Mannschaft. Die Jungs haben Bock miteinander zu arbeiten. Das merkt man auch und wir waren sehr konstant. Selbst in einer etwas schwächeren Phase haben wir immer gepunktet. Das sorgt dann auch für viel Selbstvertrauen.

Wo hat der VfB Stärken, was muss besser werden?
Die Stärken habe ich ja schon angesprochen. Individuelle Qualität gepaart mit enormer mannschaftlicher Geschlossenheit, ein begeisterungsfähiges Umfeld, eine aktive Fanszene, die die Mannschaft gerade auswärts immer unterstützt hat. Die Schwächen sollen unsere Gegner alleine herausfinden.

Wie müssen wir uns die Arbeit des sportlichen Leiters vorstellen?
Ich würde hier gerne einen größeren Kreis einbeziehen. Beim VfB Oldenburg gibt es keine One-Man-Show. Wenn ich davon spreche, dass wir auf dem Platz eine echte Mannschaft haben, dann haben wir die auch abseits des Rasens. Unser Trainerteam mit Dario Fossi, Daniel Isailovic und Thomas Wegmann, unser Teammanager Cumhur Demir, Andi Boll als Sportvorstand und natürlich auch Michael Weinberg sowie unser Präsident Wolfgang Sidka gehören dazu. Wir tauschen uns regelmäßig in verschiedenen Konstellationen aus. Da ist eine gute, konstruktive Kommunikationskultur gegeben.

Aber einer muss am Ende doch den Hut aufhaben, wie man so sagt.
Jede Entscheidung, die wir treffen, etwa bei Spielerverpflichtungen, ist immer das Ergebnis teils kontroverser Gespräche. Das ist eine Stärke, wie ich finde. Mal ist es Andi Boll, mal Dario, mal Michael, Wolfgang oder ich, der Entscheidungen nochmal hinterfragt. Letztlich haben wir so immer einen Konsens gefunden.
Um nochmal die inhaltliche Arbeit aufzugreifen. Dazu gehört natürlich, dass ich mich sehr intensiv mit den Trainern austausche. Wir besprechen viel, diskutieren, überlegen und so weiter. Das gilt selbstverständlich auch für die Zusammenarbeit mit Michael Weinberg, der als Geschäftsführer immer die Finanzen im Blick haben muss. Auch ihn versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten zu unterstützen, etwa wenn es um Gespräche mit Sponsoren geht. Auch für sie, die am Ende mit ihrem Engagement unseren Erfolg maßgeblich mitfinanzieren, ist es ja wichtig, mal Themen aus erster Hand zu hören.

Ein großes Thema ist die Meisterrunde. Mit welchem Ziel geht der VfB in den Titelkampf?
Wir haben die gesamte Saison über keine Kampfansage gemacht, sondern uns immer sehr auf den nächsten Gegner fokussiert. Ich wüsste nicht, warum wir daran etwas ändern sollten.

Aber dass der VfB um den Titel mitspielen will, werden Sie jetzt nicht abstreiten!
Natürlich nicht, aber das wollen andere Mannschaft auch. Atlas Delmenhorst zum Beispiel hat den Kader im Winter massiv verstärkt und beantragt ja nicht ohne Grund eine Lizenz. Dazu kommen die Mannschaften aus der Nordstaffel, wo mit Flensburg und Teutonia Ottensen mindestens zwei Mannschaften klar das Ziel Meisterschaft haben.

Verstärkungen sind ein weiteres Thema. Der VfB hat sich diesbezüglich im Winter eher zurückgehalten und mit Jakob Bookjans und Patrick Möschl nur zwei Spieler verpflichtet. Warum?
Zwei Gründe. Wir sind von unserer Mannschaft überzeugt. Sie hat eine gute Struktur und ist noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung. Genauso überzeugt sind wir davon, dass Jakob und Patrick uns stärker machen. Das haben sie in den ersten Testspielen schon angedeutet. Auch uns wurden viele Spieler angeboten, aber wir haben nur gemacht, wovon wir überzeugt sind.

Ein weiterer Torhüter wurde nicht verpflichtet, obwohl Dominik Kisiel schon länger ausfällt.
Das stimmt, wir haben darüber gesprochen und uns dafür entschieden, mit unserem Trio weiterzumachen. Pelle Boevink hat eine bärenstark Runde gespielt, Moritz Onken hat gezeigt, dass er viel Potenzial mitbringt und bei Dominik Kisiel haben wir uns intensiv mit unserem Torwarttrainer Thomas Wegmann und mit unserer medizinischen Abteilung ausgetauscht. Wir sind optimistisch, dass Domi uns sehr bald wieder zur Verfügung steht.

Auch wenn die 3. Liga mit dem Gewinn der Meisterschaft und der Relegation noch ganz weit weg ist. Was braucht man in Oldenburg, um diesen Traum zu erfüllen?
(lacht wieder) Das würde hier den Rahmen sprengen. Die 3. Liga ist eine andere Welt, das ist Profifußball. Diese Erfahrung haben sie in der letzten Saison beim VfB Lübeck gemacht, die machen sie gerade beim TSV Havelse.

Das klingt sehr zurückhaltend.
Nein, das möchte ich nicht missverstanden wissen. Einen falschen Zeitpunkt für Erfolg gibt es nicht. Jetzt ist es auch so, dass wir uns sportlich sehr schnell entwickeln und damit ganz viele Aufgaben einhergehen, die wir nur mit großer Mühe und viel Unterstützung erfüllen können. Aber dem stellen wir uns. Wir merken schon, dass die Euphorie um den VfB steigt und die Vorfreude auf den Start in die Meisterrunde größer wird. Das zeigt sich auch in den vielen Gesprächen mit unseren Sponsoren, angefangen bei der Öffentlichen Oldenburg, die jetzt als Trikotwerbepartner ihr Engagement nochmal ausgeweitet hat. Das ist eine großartige Geschichte und tolle Belohnung für uns alle.

Dann machen wir hier nochmal eine Baustelle auf, die in der Realität noch keine ist, Stichwort Stadion. Braucht Oldenburg eine neue Fußballarena?
Grundsätzlich ist ein Stadion der Schlüssel für den Erfolg, zumindest wenn sich dieser dauerhaft einstellen soll. Dafür gibt es ausreichend viele Beispiele. Aber und das betonte ich ausdrücklich, es bringt niemandem etwas, Luftschlösser zu bauen und so wie ich es wahrnehme, ist das in Oldenburg auch nicht der Fall. Im Gegenteil. Hier sind sehr vernünftige Leute am Ball, um es sportlich auszudrücken. Das beginnt bei Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, über die Verwaltung bis hin zur Politik. Wir führen da viele Gespräche und ich habe den Eindruck, dass man den Sport in Oldenburg schätzt und den VfB auch unterstützen will. Wir wollen sportlich alles tun, um es ihnen noch etwas leichter zu machen.

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