Oldenburg. Hamburger SV, FC St. Pauli, sicher auch Altona 93 und Victoria Hamburg. Es sind bekannte Namen, die man mit dem Hamburger Fußball mehr oder weniger schnell in Verbindung bringt. Am Sonntag, um 15 Uhr, erwartet der VfB Oldenburg mit dem FC Teutonia 05 Ottensen eine auf den ersten Blick weniger bekannte Größe von der Elbe. Das allerdings wird dem Verein bei weitem nicht gerecht.
Im Jugendfußball ist die Teutonia bereits eine richtig große Nummer. Mehr als 30 Jugendmannschaft tummeln sich im 05-Trikot und jetzt soll auch die erste Herrenmannschaft deutlich über die Stadtgrenzen, am besten gleich bundesweit, an Bekanntheit gewinnen. Die Verantwortlichen aus Ottensen haben sich eher kurz- als mittelfristig den Aufstieg in die 3. Liga zum Ziel gesetzt. Maßgeblich beeinflussen soll dieses Unterfangen ein Fußballlehrer, der in Oldenburg noch bestens bekannt ist, Dietmar Hirsch.
Seit Sommer leitet „Didi“ die Kicker der Teutonia an und das erfolgreich, obwohl sich die Mannschaft eigentlich noch in einem Entwicklungsprozess befindet. Der Kader wurde im Sommer deutlich verändert. Bei der Auswahl des neuen Personals, immerhin wurden 16 Spieler abgegeben, wurde neben fußballerischer Klasse auch auf Erfahrung geachtet. Am Ende kamen 14 neue Kicker zu den Teutonen, etwa der Ex-Oldenburger Nico Matern, Marcel Andrijanic (Drochtersen), Can Düzel (Jena), Mats Facklam (Eichede) oder Tim Weißmann (Lübeck), um nur einige zu nennen.
Der Umbruch war damit aber nur eingeleitet, denn auch im Winter wurde personell nochmal nachjustiert und auch hier war Erfahrung gefragt, angefangen bei Tjorben Uphoff (Aachen) oder Miguel Coimbra Fernandes (Jeddeloh). Kurzum, Dietmar Hirsch verfügt über einen erfahrenen, breit aufgestellten Kader, der hohe individuelle Qualität hat.
Das zeigt sich natürlich auch in der Tabelle. Obwohl die Mannschaft bei weitem nicht so eingespielt war, wie etwa Weiche Flensburg, hat die Teutonia in der Nord-Staffel die erwartet gute Rolle gespielt. Am Ende hatte die Hirsch-Elf 13 Punkte auf dem Konto, ausreichend viel, um eine Lizenz für die 3. Liga zu beantragen und selbstbewusst das Thema Aufstieg als Ziel nachhaltig zu verfolgen.
Zwar fehlt dafür noch das Umfeld, angefangen beim Stadion, doch auch hier gibt es Ideen und Pläne. Aktuell denkt man darüber nach, im Aufstiegsfall Drittligaspiele im Stadion auf der Lohmühle des VfB Lübeck auszutragen. Mittelfristig möchte man allerdings eine neue Spielstätte in Hamburg bauen und steht dazu im Austausch mit der Stadt. An Investoren, so heißt es, mangele es nicht.
Zuerst allerdings gilt das Bemühen wohl dem Sport, denn der Start in die Meisterrunde war am Ende nicht ganz zufriedenstellend. Gegen Werder Bremen II reichte es für die Mannschaft von Dietmar Hirsch „nur“ zu einem 3:3. Nur, weil die Teutonia auf dem Kunstrasen des Hoheluft-Stadions dreimal in Führung lag, aber immer wieder den Ausgleich schlucken musste.
Klar ist, auf den VfB wartet nicht nur ein erfahrener, sondern auch spielerisch starker Gegner, der sehr ausgeglichen besetzt ist. Defensiv setzt die Teutonia durchaus auf physische Präsenz. Im Mittelfeld zieht Marcel Andrjanic die Fäden und soll die schnellen Can Düzel und Miguel Fernandes einsetzen. Für Torgefahr stehen Fabian Istefo und Mats Facklam, der herausragt, denn er misst 196 Zentimeter und ist damit fraglos eine Herausforderung für die Oldenburger Deckung. Facklam und Istefo sind mit je neun Treffern die besten Torschützen ihrer Mannschaft.
Sorgen bereitete Dietmar Hirsch in dieser Saison immer wieder die Torhüter-Position, und das nicht etwa aufgrund von Leistungen. Vielmehr stehen beim FC Teutonia mittlerweile fünf Torhüter unter Vertrag, weil sich im Saisonverlauf Yannick Zummack und Malte Schuchardt verletzt haben. Im Januar wurde deshalb Bennett Schauer als neue Nummer eins verpflichtet, er dürfte auch im Marschwegstadion zwischen den Pfosten stehen.
Dietmar Hirsch und sein Assistenztrainer Jan-Philipp Rose haben die Oldenburger am vergangenen Samstag im Manfred-Werner-Stadion beobachtet. Gespannt sein darf man deshalb, mit welcher Taktik der erfahrene Fußballlehrer seine Mannschaft ins Spiel schickt. Setzt er auf Risiko und lässt offensiv spielen oder würde ihm im Zweifel auch ein Punkt reichen?
Man darf gespannt sein. Die Oldenburger waren zuletzt gut drauf, zeigten, dass sie die dreimonatige Pflichtspielpause gut weggesteckt haben. In personeller Hinsicht hat Trainer Dario Fossi einmal mehr verschiedene Möglichkeiten, weil zuletzt allein noch Pascal Richter verletzt zuschauen musste. Zuhause sind die Blauen ohnehin selbstbewusst genug, um mit der lautstarken Unterstützung der Fans auf Sieg zu spielen.
Es gilt am Sonntag übrigens die 2-G-Regel. Die Kassen öffnen um 13.30 Uhr. Um lange Warteschlangen zu vermeiden, empfehlen wir einmal mehr den print-at-home-Service und den Kartenvorverkauf.
Schiedsrichter der Begegnung am Sonntag ist der Sportkamerad Niklas Olle, ihm assistieren Tobias Geismann und Dominic Schleicher.
Ganz wichtig: Der VfB will gemeinsam mit den Fans am Sonntag ein Zeichen setzen. Ein Teil der Einnahmen wird für die Opfer des russischen Angriffskrieges in der Ukraine gespendet. „Als Viertligist sind wir auch auf jeden Cent angewiesen. Dennoch sind wir überzeugt, dass wir hier im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen müssen“, sagt VfB-Präsident Wolfgang Sidka.
Die Spendensumme hängt dabei von der Zuschauerzahl ab. Von der 1.001. bis 2.000 verkauften Karten werden fünfzig Prozent gespendet. Ab der 2.001. verkauften Karte fließt dann die volle Summe in den Spendentopf. Darüber hinaus werden Aktive aus der VfB-Jugend am Spieltag weitere Spenden für die Ukrainehilfe einsammeln. „Wir möchten damit den Menschen, die unter diesem Krieg leiden, unsere Solidarität bekunden und sind überzeugt, dass mit den Spendengeldern wichtige Dinge für die notleidenden Menschen gekauft werden können. Ich hoffe sehr, dass das viele Zuschauer motiviert, am Sonntag ins Stadion zu kommen“, sagt Wolfgang Sidka.