Oldenburg. Was für ein Derby. Mehr als 20 Jahre hatten die Fans des VfB Oldenburg darauf gewartet, endlich wieder gegen den VfL Osnabrück um Punkte zu spielen und das Warten hatte sich gelohnt. 8.228 Zuschauer:innen sahen ein spannendes, ein verrücktes, ein aufregendes, ein unvergessliches Derby, das mit einem verdienten 4:3-Sieg der Blauen endete.
Im Vergleich zum 1:1 beim MSV Duisburg hatte Dario Fossi seine Startelf auf einer Position verändert. Der verletzte Marcel Appiah wurde durch Leon Deichmann vertreten. Neuzugang Patrick Hasenhüttl hatte ebenso einen Platz im Kader, wie Patrick Möschl, der nach einer langen Verletzungspause endlich wieder fit ist.
Schiedsrichter Mitja Stegemann hatte kaum angepfiffen, da nahm der Kick bereits Fahrt auf. Während die Fans des VfL lilafarbene Rauchbomben abbrannten, zündeten die Oldenburger auf dem Rasen ein erstes Feuerwerk. Kebba Badjie legte mit dem Kopf für Max Wegner auf und der Mannschaftskapitän fackelte nicht lange, sondern schoss den Ball aus vollem Lauf ins lange Eck (3. Minute). Ein Traumstart für den VfB, der die ohnehin schon großartige Stimmung auf den Rängen nochmals befeuerte.
Die Freude im blau-weißen Lager hatte allerdings keine sonderlich lange Halbwertszeit. Nur drei Minuten später zeigte Schiedsrichter Stegemann auf den Punkt. Nach einem Zweikampf zwischen Justin Plautz war Noel Niemann zu Boden gegangen und zum Entsetzen des Oldenburgers, dessen Trikot durch ein Zerren des Gegenspielers zerrissen war, folgte der Elfmeterpfiff. Ba-Muaka Simakala nutzte die Chance zur Führung, hatte aber auch Glück, denn VfB-Torhüter Sebastian Mielitz war mit den Fingerspitzen noch am Ball (6.).
Beide Mannschaften hatten an diesem sonnigen Nachmittag offenbar längst Gefallen am offensiven Tun gefunden und spielten munter nach vorn. Während Manni Starke noch mit einem Schuss an Torhüter Philipp Kühn scheiterte (7.), hatte der Torhüter kurz darauf Glück. Einen Pass von Starke konnte Manuel Haas gerade noch vor dem einschussbereiten Rafael Brand klären (9.).
Der Ausgleich hatte die Oldenburger also keineswegs geschockt. Der Aufsteiger spielte weiter munter nach vorn, wobei neben Manni Starke allen voran auch Max Wegner immer wieder für Gefahr sorgte.
Aber auch die Gäste versteckten sich keineswegs und hatten Pech. Denn einem Treffer von Marc Heider wurde die Anerkennung verweigert. Er soll im Abseits gestanden haben (16.). Zwei Minuten später hieß es dann allerdings 1:2. Nach einer Kombination über Haktab Omar Traore und Noel Niemann kam Robert Tesche zum Abschluss und ließ die Fans des VfL jubeln (18.). Es war durchaus ein Wirkungstreffer, denn die Oldenburger brauchten einige Minuten, um sich zurück ins Spiel zu kämpfen. Das allerdings gelang, auch weil Sebastian Mielitz bei einem wuchtigen Kopfball von Maxwell Gyamfi stark reagierte und kurz vor der Pause musste dann auf der anderen Seite Philipp Kühn nochmal seine Klasse zeigen, um einen Distanzschuss von Rafael Brand zu entschärfen.
Wie schon die erste Halbzeit wurde auch der zweite Spielabschnitt mit einem Paukenschlag eröffnet. Die Gäste nutzten einen zu kurz geratenen Pass gedankenschnell und trafen durch Ba-Muaka Simkala zum 1:3 (46.). Ein Schock für den VfB? Keineswegs! Die Oldenburger richteten die Zitrone und schlugen trocken zurück. Rafael Brand setzte den Ball nach Vorarbeit von Max Wegner zum 2:3 ins Tor (49.).
Sofort war das Publikum wieder da und peitschte die Mannschaft nach vorne. Manni Starke zielte noch knapp über das Tor (53.), dann allerdings war Leon Deichmann mit dem Kopf zur Stelle und traf nach einer Ecke zum verdienten 3:3 (58.). Eingebunden in den ausführlichen Jubel wurde übrigens das Trikot des verletzten Christopher Buchtmann. Ein deutliches Zeichen dafür, wie stark der Zusammenhalt bei den Blauen ist und das zeigte sich auch im weiteren Spielverlauf, denn die Oldenburger wollten mehr.
Längst gaben sie den Takt vor, machten enormen Druck und kamen zu weiteren Möglichkeiten. Allen voran Max und Manni, Wegner und Starke, drehten mächtig auf und bereiteten dem VfL große Probleme. Die zeigten sich nach 72. Minuten dann auch auf der Anzeigetafel. Vorausgegangen war dem Treffer eine ganz feine Kombination. Kebba Badjie hatte für Kamer Krasniqi aufgelegt, dessen Pass Max Wegner zum 4:3 nutzte.
Mit Leidenschaft, Kampfgeist, Herz und auch ein wenig Glück, zudem angetrieben von einem großartigen Publikum, brachten die Oldenburger ihre Führung ins Ziel, feierten anschließend diesen denkwürdigen Derbysieg und setzten dann nochmal ein tolles Zeichen. Geschlossen versammelte sich die VfB-Mannschaft hinter einer Bande, auf der sich der VfB plakativ gegen Homophobie und Rassismus ausspricht.
VfB Oldenburg: Mielitz – Ndure, Deichmann, Steurer, Plautz, Krasniqi (87. Kaissis), Zietarski, Brand (73. Möschl), Starke (82. Schmidt), Badjie (73. Bookjans), Wegner
VfL Osnabrück: Kühn – Traoré, Gyamfi, Beermann (76. Wulf), Haas (83. Kleinhansl), Köhler, Tesche, Putaro (65. Chato), Niemann, Simkala (76. Kunze), Heider (65. Oduah)
Tobias Schweinsteiger, VfL Osnabrück: Glückwunsch an den VfB, der Sieg war nicht unverdient. Sie haben die Muster gespielt, die wir vorher angesprochen haben. Das 4:3 war dann fast überragend herausgespielt. Das müssen wir ansprechen und analysieren.
Dario Fossi, VfB Oldenburg: Das war purer Wahnsinn, eine riesen Partie. Das 1:3 war dann natürlich ein Nackenschlag, aber wir sind mit dem schnellen 2:3 zurückgekommen, haben es dann weitgehend auch gut verteidigt. Beide Mannschaften haben super mutigen Fußball nach vorne gespielt und ich denke, wir können heute sehr stolz sein.