Oldenburg/Aue/fs. Ein Wechselbad der Gefühle erleben in dieser Saison die Fans des FC Erzgebirge Aue. Mit dem Ziel, direkt in die 2. Liga zurückzukehren, waren die Erzgebirgler im Sommer in die Saison gestartet, doch es sollte ganz anders kommen. Am Samstag, um 14 Uhr, spielt der VfB Oldenburg im schmucken Erzgebirgsstadion und nicht nur für die Gäste ist es ein wichtiges Spiel.
Der Traum vom direkten Wiederaufstieg war in Aue schnell ausgeträumt. Obwohl die Verantwortlichen einen nominell starken Kader zusammengestellt hatten, wurde die Mannschaft den hohen Ambitionen lange nicht gerecht. Der FC Erzgebirge, von den Fans nach wie vor liebevoll-traditionell als „Wismut“ betitelt, steckte früh und lange im Tabellenkeller fest. Am Ende einer Serie von Misserfolgen musste nicht nur der im Sommer neu verpflichtete Trainer Timo Rost gehen, auch Präsident Helge Leonhardt zog sich zurück. Als sportlicher Retter des Traditionsclubs wurde Pavel Dotchev auserkoren.
Der dienstälteste Trainer der 3. Liga stand ohnehin noch unter Vertrag, nachdem er zuvor bereits als Trainer und später auch als sportlicher Leiter bei den Liga-Weißen gearbeitet hatte. Die Entscheidung, den erfahrenen Bulgaren zurückzuholen, sollte sich schnell als richtig erweisen. Dotchev sorgte für neue Stabilität, führte die Mannschaft zurück ins gesicherte Tabellenmittelfeld und nach einem guten Start in die Rückrunde wurden sogar Stimmen laut, die der Meinung waren, Wismut könne nochmal oben anklopfen.
Daraus allerdings wird nichts mehr. Drei Niederlagen in Folge haben nicht nur diesbezüglichen Spekulationen den Nährboden entzogen, sondern auch für eine deutliche Stimmungseintrübung im Erzgebirge gesorgt. Nach zwei Siegen über Rot-Weiss Essen und beim FSV Zwickau sollte ein 1:3 gegen den TSV 1860 München den ersten Dämpfer bedeuten. Für die Fans kam es allerdings noch dicker, denn im Pokal wartete mit dem Spiel beim Chemnitzer FC ein echtes Derby. Vor mehr als 14.000 Fans unterlagen die Auer mit 0:3. Die zwischenzeitliche Euphorie war verflogen.
Der Abwärtstrend sollte sich auch in der Liga fortsetzen. Trotz zwischenzeitlicher Führung kassierten die Sachsen beim SV Meppen eine 2:3-Niederlage und richten den Blick bereits wieder nach unten. Griffiger müsse die Mannschaft spielen, forderte in dieser Woche Sportdirektor Matthias Heidrich und Trainer Pavel Dotchev will „mit aller Macht“ gegen den VfB Oldenburg gewinnen. Natürlich, denn mit einem Sieg im Erzgebirge könnten die Blauen den Rückstand in der Tabelle auf sechs Punkte verkleinern und Aue wäre zumindest gefühlt wieder dabei, im Kampf um den Klassenerhalt.
Das ist unstreitig eine Enttäuschung, denn der Kader hat fraglos viel Potenzial. Mit Martin Männel steht einer der besten Torhüter der 3. Liga zwischen den Pfosten. In der Innenverteidigung kann Dotchev zwischen Burger, Matjetschak und Sorge wählen, die allesamt viel Erfahrung mitbringen. Außen verteidigten zumeist Rosenlöcher und Danhof, der zuletzt angeschlagen fehlte und von Bargulla ersetzt wurden.
Erfahrung pur heißt es im Mittelfeld und Angriff. Zentral defensiv bilden zumeist Schikora und Schreck ein starkes Duo. Beide laborierten zwar an Rückenproblemen, sollten gegen den VfB aber am Ball sein. Eine offensive Dreierreihe könnte von Stefaniak, Nazarov und Sijaric gebildet werden, alternativ stehen hier aber auch Thiel oder Knezevic parat. Im Angriff dürfte der Trainer erneut Jonjic den Vorzug geben. Er ist nach Nazarov, der acht Treffer erzielt hat, mit fünf Toren zweitbester Schütze der Auer, die alternativ aber auch Huth oder Tashchy offensiv aufbieten könnten, um nur zwei weitere Beispiele für die enorme Breite des Kaders aufzuzählen.
Trotz aller Klasse sind die Auer aber nicht frei von Problemen. Die Abwehr wirkt nicht immer sattelfest, vor allem aber mangelt es der Mannschaft an Konstanz. Die Klasse wird Aue sicherlich halten, doch das ist kaum mehr als ein Minimalziel. Die verpasste Rückkehr in die 2. Liga ist hingegeben ebenso eine herbe Enttäuschung, wie das deutliche Pokal-Aus beim Regionalligisten Chemnitz.
Ein großes Plus hingegen sind die Fans. Die gesamte Region steht hinter Wismut Aue, auch auswärts werden die Sachsen stets von zahlreichen Anhänger:innen begleitet. Damit einher geht natürlich immer auch ein gewisses Anspruchsdenken. Offen ist allerdings, wie es im Erzgebirge weitergeht. Der Vertrag des Trainers läuft aus und der möchte sich, so war zu lesen, dauerhaft nicht in der 3. Liga aufhalten, sondern mit dem FCE zurück in die 2. Liga. Ob sich die ehrgeizigen Ansprüche umsetzen lassen, muss sich zeigen.
Dem VfB Oldenburg wird das egal sein. Die Blauen, die nach zwei Siegen zuletzt gegen Viktoria Köln eine überaus ärgerliche Niederlage kassierten, wollten sich für die 1:3-Niederlage aus dem Hinspiel revanchieren. „Wir wollen endlich mal zu Null spielen“, fordert Cheftrainer Fuat Kilic eine starke Defensivleistung. 90 Minuten Intensität und Konzentration sind sein Anspruch. Zudem solle seine Mannschaft mutig und aktiv sein, sagt der Fußballlehrer.
Offen ist, ob Kilic im Vergleich zur Vorwoche personelle Veränderungen vornehmen wird. Zwar ist der eine oder andere Spieler angeschlagen, dennoch hat der VfB-Trainer einige personelle Optionen. Gute Nachrichten gibt es darüber hinaus auch aus der medizinischen Abteilung. Kebba Badjie ist wieder im Training und könnte zeitnahe eine Alternative sein. Zudem wollen Christopher Buchtmann und Pascal Richter in der kommenden Woche erstmals wieder einige Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolvieren.
Von zwölf Endspielen in der 3. Liga hat der VfB-Trainer nach seinem Amtsantritt gesprochen. Das erste Viertel hat er mit seiner Mannschaft mehrheitlich erfolgreich hinter sich gebracht. Den nächsten Schritt wollen die Blauen am Samstag machen.