Oldenburg/fs. Der Klassiker zieht nach wie vor die Fans in seinen Bann. Deutlich mehr als 3.000 Karten waren für das Spiel zwischen dem VfB Oldenburg und dem SV Meppen bereits am Montag vergriffen. Es dürfte also eine stattliche Kulisse werden, wenn das stets spannende Duell am Mittwoch, um 18 Uhr angepfiffen wird. Wir haben unseren Gegner hier mal etwas genauer betrachtet.
Die Fans hatten sich längst daran gewöhnt, kein Wunder, denn beeindruckende sechs Jahre lang spielte der SV Meppen in der 3. Liga. Doch damit ist seit wenigen Wochen Schluss. Die Emsländer sind abgestiegen und standen vor der schwierigen Aufgabe, einen Neustart bewältigen zu müssen.
Neuaufbau mit Middendorp
Eben den sollte ein alter Bekannter verantworten, Ernst Middendorp. Der Trainerroutinier war in der Saisonendphase aus Südafrika in die emsländische Heimat zurückgekehrt, um den SV Meppen doch noch zum Klassenerhalt zu führen. Eine Verpflichtung, die hier und dort durchaus für ein Schmunzeln gesorgt hatte, galt der knorrige Weltenbummler doch eher als Trainer der alten Schule. Tatsächlich allerdings brachte Middendorp die Mannschaft durchaus auf Kurs. Ganz viel fehlte am Ende nicht zum Klassenerhalt, so dass die Verantwortlichen dem Routinier nicht nur den Neuaufbau in der Regionalliga zutrauten, sondern Middendorp auch zum Trainer und sportlichen Leiter in Personalunion machten.
Die Aufgabe war alles andere als einfach, denn der Drittligakader zerstreute sich in alle Winde. Satte 26 Spieler haben den Traditionsclub aus dem Emsland während und nach der Saison verlassen. Allein der im Winter nachverpflichtete Marek Janssen, Willi Esseev, Jonas Fledl und Luca Prasse blieben Middendorp erhalten. Auch Steffen Puttkammer schnürt weiter die Fußballschuhe in Meppen, soll allerdings nicht mehr kicken, sondern als Co-Trainer seine Erfahrung einbringen.
Viele junge Talente wurden verpflichtet, dazu der eine oder andere erfahrenere Akteur vom Neuaufbau in Meppen überzeugt. Allein Ernst Middendorf war nach einer 1:2-Niederlage beim SSV Jeddeloh II nicht mehr überzeugt, nicht vom Gelingen, nicht von einer Mannschaft, die er weitestgehend zusammengestellt hatte. Unmittelbar nach dem Spiel gab er seinen Rücktritt bekannt und das, nachdem ihm kurz zuvor mit Bruno Soares und Christopher Schepp noch zwei Verstärkungen gekauft worden waren.
Große Euphorie im Emsland
Die Verantwortlichen ließen sich vom Rücktritt des eigenwilligen Trainers nicht beeindrucken, sondern verpflichteten relativ schnell mit Adrian Alipour einen neuen sportlich Verantwortlichen. Alipour, der zuvor in Koblenz, Wuppertal und Steinbach teils sehr erfolgreich gearbeitet hatte, könnte sich als Glücksgriff erweisen. Der emotionale Trainer feierte direkt einen gelungenen Einstand, denn im Pokal setzte sich der SV Meppen im Elfmeterschießen gegen den SSV Jeddeloh II durch, nachdem die Mannschaft eine 2:0-Führung verspielt hatte. Kurz darauf wurde Hannover 96 II mit 5:2 regelrecht vorgeführt. Der SVM ist scheinbar auf dem besten Weg, wieder eine Spitzenmannschaft zu werden.
Die Zuschauer:innen im Emsland stehen ohnehin weiter treu zu ihrem Verein. 5.343 Fans passierten bislang durchschnittlich die Tore der Hänsch-Arena und das, obwohl die Mannschaft in den vergangenen Drittliga-Spielzeiten nur selten überzeugen konnte. Der von Ernst Middendorp vorgegebene Kurs, möglichst viele Spieler mit emsländischen Wurzeln zu verpflichten, scheint sich aber auszuzahlen. Die Identifikation ist hoch, die Mannschaft bringt viel Leidenschaft auf den Rasen und wurde zudem durch Soares und Schepp ganz eindeutig verstärkt.
VfB ohne Rafael Brand
Ein spannendes Spiel wäre folglich keine Überraschung. Die Erwartungshaltung in beiden Fanlagern ist hoch, der Druck vor diesem Derby enorm. Während Meppen mit dem Elan zweier Siege an die Hunte kommt, wurde die Vorfreude hier zuletzt gedämpft. Vier Spiele ohne Sieg haben zur Folge, dass der VfB aktuell im Mittelfeld der Tabelle festhängt. Gegen den Hamburger SV II erspielten sich die Blauen zwar ausreichend viele Möglichkeiten, ließen diese jedoch ungenutzt. Zudem kassierte Rafael Brand auf der Bank die gelb-rote Karte, nachdem er verärgert eine Wasserflasche vor sich auf die Laufbahn geworfen hatte.
Duda hat viele Alternativen
Immerhin, das Verletztenlager ist nahezu leer. Patrick Möschl könnte schon am Mittwoch wieder in den Kader zurückkehren und wäre eine Alternative für Cheftrainer Benjamin Duda. Alternativen für den gesperrten Brand wäre natürlich auch Pascal Richter, Linus Schäfer oder Phil Sarrasch für die Außenbahn. Vielleicht entscheidet sich der Trainer aber auch für eine Doppelspitze mit Markus Ziereis und Max Wegner. Hinzu kommt, dass auch Neuzugang Noah Plume spielberechtigt ist.
Rund um das Spiel wird es zu einigen Einschränkungen kommen. Der Marschweg und die Autobahnabfahrt Marschweg werden im Verlauf des Nachmittags gesperrt. Auch der Parkplatz unter der Autobahn steht Fans des VfB nicht zur Verfügung. Der sogenannte P4 hinter dem OLantis, erreichbar über den Westfalendamm, ist ausschließlich für Gäste aus dem Emsland reserviert.
Die Stadionkassen öffnen um 16 Uhr, die Stadiontore um 16.30 Uhr. Für Fans des SV Meppen wird es eine Tageskasse geben. Ihnen stehen bei diesem Risikospiel nur Stehplatzkarten zur Verfügung. Im Stadioninnenbereich gilt die Platzpflicht, das heißt, Inhaber:innen von Sitzplatzkarten bleiben bitte im Bereich der Haupttribüne, nur Inhaber:innen von Stehplatzkarten haben Zugang zur Matthäi-Gegengerade. VfB-Fans nutzen für den Eintritt bitte den Haupteingang.
Gesamtbilanz spricht für VfB
Die letzten beiden Punktspiele fanden übrigens keinen Sieger, es hieß zweimal 1:1. Dafür feierte der VfB im Pokal einen 5:0-Sieg im Emsland. Die Gesamtbilanz zwischen beiden Mannschaften ist übrigens deutlich positiv für die Oldenburger. Von 29 Duellen hat der VfB 15 gewonnen, sechsmal gab es keinen Sieger, bei einem Torverhältnis von 58:39 für die Kicker von der Hunte.