Oldenburg/fs. Die Vereinsfarben könnten sympathischer kaum sein, das Stadion sollte die Herzen traditioneller Fußballromantiker höherschlagen lassen. Am Sonntag, um 15 Uhr wartet mit dem Bremer SV eine der Überraschungsmannschaften auf den VfB Oldenburg, der im Panzenbergstadion ganz sicher eine schwierige Aufgabe meistern muss.
Eine gefühlte Ewigkeit fristete der Bremer SV ein Dasein im Schatten des großen Nachbarn SV Werder. Etliche Anläufe hatten die Blau-Weißen unternommen, um in die Regionalliga aufzusteigen, waren dabei aber immer wieder teils knapp gescheitert. Im vergangenen Jahr war es dann endlich so weit, der BSV feierte nicht nur den Aufstieg in die 4. Liga, sondern am letzten Spieltag sogar den Klassenerhalt. Großen Anteil daran hatte Ralf Voigt. Der ehemalige Profi und sportliche Leiter des VfB Oldenburg engagiert sich seit einigen Jahren an der Weser und das mit Erfolg.
Unter seiner Regie entwickelte sich der Club aus dem Stadtteil Walle zu einer Spitzenmannschaft in der Bremen-Liga und schließlich zum Regionalligisten. Längst hat das Interesse am BSV deutlich zugenommen, haben sich die Zuschauerzahlen in den vergangenen Jahren mehr als verdreifacht. Vom Glanz früherer Tage ist man zwar noch weit entfernt – zu Beginn der 1950er Jahre konnte der BSV knapp 15.000 Fans im Durchschnitt begrüßen – doch eine kleine, sehr engagierte Fangemeinde unterstützt die Mannschaft bei ihren Heim- und Auswärtsspielen lautstark.
Auf den knappen Klassenerhalt der vergangenen Saison folgte beim Bremer Rekordmeister im Sommer ein großer personeller Umbruch. Vor allem eine Entscheidung sorgte dabei für Aufsehen, die Besetzung des Trainerpostens. Nachdem die Zusammenarbeit mit Torsten Gütschow nicht fortgesetzt wurde, präsentierte Ralf Voigt mit dem vormaligen Co-Trainer Sebastian Kmiec einen Novizen als neuen Chef an der Seitenlinie. Eine ebenso überraschende, wie bislang erfolgreiche Entscheidung, denn dem 33-Jährigen ist es gelungen, der in großen Teilen neu formierten Mannschaft seine Handschrift zu verleihen.
Aktuell sind die Bremer Tabellenzehnter, haben bereits 13 Punkte auf dem Konto und damit drei mehr als der VfB Oldenburg. Entsprechend selbstbewusst werden sie am Sonntag im Panzenbergstadion auftreten, einem kleinen, klassischen Fußballstadion, das knapp 5.000 Fans Platz bietet und in dem schnell Stimmung aufkommen kann.
Immerhin 15 Spieler haben den BSV im Sommer verlassen, so dass für Ralf Voigt nicht nur die Trainersuche auf der Agenda gestanden hat. Der sportliche Leiter musste auch einen neuen Kader basteln und das mit überschaubaren finanziellen Mitteln. Dabei hat der Oldenburger in Bremer Diensten ein gutes Händchen gehabt. 13 neue Spieler wurden verpflichtet, allesamt waren zuvor unterklassig am Ball. Vor allem mit Herdi Bukusu ist Voigt ein Glücksgriff gelungen. Der schnelle Angreifer ist mit fünf Treffern bester Bremer Torschütze und mit fünf Assists auch bester Vorlagengeber seiner Mannschaft. Ihm folgt in der internen Rangliste mit Fritz Kleiner (4/3) ein offensiver Mittelfeldspieler.
Zwei andere Kicker waren bislang allerdings unverzichtbar. Torhüter Malte Seemann hat ebenso alle 900 Ligaminuten absolviert, wie Innenverteidiger Manase Fionouke. Gemeinsam mit Justin Sauermilch und Ziad Ouled-Haj-M’hand oder Dylan Burke sorgt er für Stabilität in der Abwehr. Offen ist, wer gegen den VfB spielen wird, denn Fionouke wird gelb-gesperrt zuschauen müssen.
Jonas Kühl räumt zumeist im defensiven Mittelfeld ab, wo sich auch Bjarne Kasper durchaus tummelt. Der könnte diesmal den Vorzug bekommen, denn Kühl ist nach einem Platzverweis aus dem letzten Spiel diesmal gesperrt.
Mal Dreier-, mal Viererkette in der Deckung, die Mannschaft von Sebastian Kmiec ist taktisch durchaus flexibel. In jedem Fall wollen die Bremer meist kompakt verteidigen und mit viel Tempo kontern, was sie unter anderem mit ihrem 1:0-Sieg beim SV Meppen gezeigt haben.
Zuletzt reichte es für den BSV „nur“ zu einem 0:0 gegen Aufsteiger Spelle. Allerdings kann es im Panzenbergstadion durchaus auch spektakulär zugehen, wie beim 6:5 über Eintracht Norderstedt oder beim 4:1 über den TSV Havelse. Seit vier Spielen warten die Bremer in der Regionalliga allerdings auf einen Sieg, haben im Pokal allerdings Selbstvertrauen getankt. Die SG Aumund-Vegesack wurde locker mit 4:0 bezwungen.
Auf den VfB Oldenburg wartet am Sonntag eine heikle Aufgabe und das hat nicht allein mit dem Gegner zu tun. VfB-Cheftrainer Fuat Kilic muss aktuell vor allem in personeller Hinsicht improvisieren. Die Liste der Verletzten wird immer länger. Vor allem das Pokalspiel in Lohne hat sich für den VfB diesbezüglich als echte Bürde erwiesen. Mit Justin Plautz (Muskelverletzung) und Drilon Demaj (Gehirnerschütterung nach Ellenbogenschlag gegen den Kopf) mussten zwei Akteure bereits während der 90 Minuten verletzt ausgewechselt werden. Hinzu kommt, dass mit Marcel Appiah (Gelb-Rot) und Marc Schröder (5. Gelbe) zwei Spieler gesperrt sind.
Vor allem die medizinische Abteilung hat derzeit also alle Hände voll zu tun. Offen ist, auf wen Fuat Kilic am Sonntag tatsächlich zurückgreifen kann. Trotz der Schwierigkeiten machen sich die Oldenburger mit Zuversicht auf den Weg in die Nachbarstadt, um dort drei Punkte zu holen.
Schiedsrichter wird in diesem Spiel Daniel Piotrowski vom Buchholzer FC sein. Ihm assistieren Bastian Grimmelmann und Sören Thalau.
Alle Informationen für Fans zum Spiel gibt es hier: https://vfb-oldenburg.de/auswaertsinformationen/