„Torte“ sorgt für einen neuen Rekord
Thorsten Tönnies ist Rekordspieler – 189 Spiele im VfB-Trikot
Artikel vom 18. September 2024
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Oldenburg/fs. „Da ist das Ding“, lautete dereinst die pointierte Ansage von Oliver Kahn als die Bayern im Jahr 2001 mal wieder den Europapokal gewonnen hatten. Thorsten Tönnies hätte durchaus Grund, verbal ähnlich selbstbewusst aufzutreten, doch das passt so gar nicht zum ehemaligen Mannschaftskapitän des VfB Oldenburg – dem neuen Rekordspieler in der Regionalliga-Nord.
Am 14. September führte der mittlerweile 33-Jährige die Kicker von Blau Weiß Lohne als Kapitän aufs Feld. Das Spiel gegen die zweite Mannschaft des Hamburger SV markierte einen Meilenstein in der beeindruckenden Karriere des Lehrers, denn es war sein 304. Einsatz in der vierthöchsten Spielklasse. Dass er ihn für seinen Heimatverein absolvieren durfte, passt perfekt ins Bild des ebenso bescheidenen, wie bodenständigen Blondschopfs, der einen Großteil seiner Regionalliga-Einsätze im Trikot des VfB Oldenburg bestritten hat.
Am 5. August 2012 war „Torte“ erstmals für die Blauen am Ball und das ausgerechnet in Rehden. Beim dortigen BSV hatte er zuvor gekickt, ehe der damalige VfB-Trainer Andreas Boll den feinen und flinken Techniker von den Vorzügen eines Engagements in Oldenburg überzeugen konnte. Am Ende eines spannenden Spiels hieß es 1:1. Für Thorsten Tönnies war es der Auftakt zu einer bemerkenswerten Karriere an der Hunte, denn hier entwickelte er sich schnell zum unverzichtbaren Leistungsträger.
„Torte kam als junger Spieler aus Rehden zu uns und man hat sofort gesehen, was er kann. Fußballerisch stark, schnell, flexibel einsetzbar“, erinnert sich sein damaliger Mitspieler Christian „Thöle“ Thölking an den einstigen Neuzugang. Der überzeugte allerdings nicht nur als Kicker. „Seine Tore hat er ja immer mit einem Flicflac oder Salto gefeiert, wie ein Kunstturner. Aber davon ab, er war und ist ein Typ, der sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Er war für jeden Spaß zu haben und das zeichnet ihn auch aus. Torte ist nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch ein feiner Mensch, ein super Typ halt“, urteilt Thölking über den neuen Rekordspieler.
Auf sein erstes Tor von insgesamt 27 Treffern im Trikot mit der Zitrone musste der damals regelmäßig als Außenverteidiger eingesetzte Lohner allerdings länger warten und die Erinnerung ist nur bedingt schön. In der Spielzeit 2013/14, am 2. März, traf der Blondschopf für den VfB beim Spiel in Havelse, dennoch unterlagen die Gäste mit 1:2.
Insgesamt absolvierte Tönnies 189 Spiele für den VfB, davon 174 in der Regionalliga. 27 Treffer gingen auf sein Konto, zudem bereitete er 31 Tore der Mitspieler vor und das, obwohl der langjährige Mannschaftskapitän damals eine deutlich defensivere Rolle eingenommen hat, als es seit seiner Rückkehr zu Blau Weiß Lohne der Fall ist. Für seinen Heimatverein spielt Tore im Angriff und das überaus treffsicher.
Als Bestwert in seiner Oldenburger Zeit sind neun Treffer aus der Saison 2016/17 notiert, für seine Lohner war er in den vergangenen zwei Spielzeiten jeweils 13-mal erfolgreich. Anzunehmen ist, dass seine auch so schon beeindruckenden Zahlen noch üppiger ausgefallen wären, hätte er sich im September 2014 nicht einen Kreuzbandriss zugezogen. Es sollte bis in den Februar 2015 dauern, ehe er wieder für den VfB aufdribbeln konnte.
Als Kapitän führte Thorsten Tönnies den VfB in der Regionalliga übrigens erstmalig am 9. Mai 2015 auf den Rasen, pikanterweise erneut bei einem Auswärtsspiel in Rehden und wie schon am Anfang gab es erneut ein 1:1.
Die Binde sollte der sympathische Kapitän auch in den folgenden Jahren tragen. Er war auf und neben dem Platz ein wichtiger Faktor für den VfB, umso enttäuschter waren die Fans, dass er am 13. Mai 2018 letztmals für die Oldenburger auflaufen sollte. Ausgerechnet Nachbar SSV Jeddeloh II hatte sich die Dienste gesichert und seine Verpflichtung als „Königstransfer“ proklamiert.
Was die Fans kurz erzürnte, hatte aus Sicht des Spielers gute Gründe. Statt vieles dem Fußball unterzuordnen, wollte der damals 27-Jährige mehr und mehr die berufliche Perspektive in den Vordergrund rücken und mit Freunden, die er in der damaligen Jeddeloher Mannschaft hatte, noch weiter kicken. Das Oldenburger Unverständnis für seine Entscheidung war indes nur von kurzer Dauer, denn Torte gab auf dem Platz weiter Gas und wurde im Kampf um den Klassenerhalt zu einem ganz wichtigen Faktor. Das solle auch am letzten Spieltag nochmals deutlich werden. Die Oldenburger brauchten im Spiel beim TSV Havelse nach Möglichkeit einen Sieg und der gelang. Kifuta Kiala Makangu (2) und eben Thorsten Tönnies, der das zwischenzeitliche 1:2 erzielte, trafen beim 3:1-Sieg.
Rückblickend war es ein erfolgreicher Abschluss seiner Zeit beim VfB Oldenburg und nicht zufällig hat Torte noch heute viele Hände zu schütteln, wenn er mit Blau Weiß Lohne auf die Blauen trifft. „Herzlichen Glückwunsch zu diesem eindrucksvollen Rekord, auch im Namen des VfB Oldenburg. Ich habe Torte als sehr intelligenten, dynamischen, offensiv- und defensivstarken Mannschaftsspieler kennen- und schätzengelernt. Er hat über die Jahre fußballerische Fußstapfen in der Region hinterlassen und in verschiedenen Vereinen eine prägende Rolle eingenommen“, sagt Andi Boll, dem mit der Verpflichtung des heute 33-Jährigen vor zwölf Jahren ein echtes Glücksgriff gelungen war.