Auf gehts zur Lohmühle

VfB Oldenburg spielt am Samstag beim VfB Lübeck

Artikel vom 25. Oktober 2024

Der Vorbericht wird präsentiert von:

    Oldenburg/fs. Fußball-Nostalgiker und nicht nur die, werden den kommenden Samstag im Kalender mit einem Ausrufezeichen versehen haben. Aus gutem Grund, denn um 14 Uhr steht ein echtes Traditionsduell auf dem Plan. Im Stadion an der Lohmühle erwartet der VfB Lübeck den VfB Oldenburg und bis zu 3.500 Zuschauerinnen und Zuschauer, darunter auch zahlreiche Fans der Gäste. Grund genug, mal etwas genauer auf den Gegner zu schauen.

    Der Verein: Der VfB Lübeck zählt zu den fußballerischen Schwergewichten in der Regionalliga Nord und auch in Schleswig-Holstein. Jahrelang kickten die Grün-Weißen mit ihrem größten Konkurrenten, Holstein Kiel, auf Augenhöhen. Mittlerweile ist der ungeliebte Nachbar bis in die Bundesliga aufgestiegen und mit dem 1. FC Phönix Lübeck gibt es Konkurrenz in der Stadt, zumindest rein sportlich. Die Fußball-Fans zwischen Holstentor und Altstadt drücken nach wie vor mit großer Mehrheit dem VfB die Daumen. Aktuell passierten 3.300 Fans im Durchschnitt die Tore des Stadions.

    Die Historie: Dass die Grün-Weißen in der Gunst der Zuschauerinnen und Zuschauer vorne liegen, begründet sich natürlich auch in der Tradition. Immerhin 17-mal konnte der VfB den Landespokal gewinnen, zweimal wurde der 1919 gegründete Verein Meister der Regionalliga und natürlich erinnern sich die Fans gerne an das Erreichen des DFB-Pokal-Halbfinales in der Saison 2003/04. Knapp unterlag die seinerzeit von Dieter Hecking angeleitete Lübecker Riege bei Werder Bremen. Doch es gab damals nicht nur Grund zum Feiern. In derselben Saison ist die Mannschaft auf der 2. Liga abgestiegen und es sollte lange dauern, Insolvenz inklusive, sich davon zu erholen. Dank des Engagements überzeugter VfB-Fans ist es gelungen, den Verein zu erhalten und wieder auf die Fußball-Landkarte zurückzuholen.

    Das Stadion: Man spricht nur von der „Lohmühle“, wenn man über das Stadion des VfB Lübeck redet und allen voran Stadion-Liebhabende schauen immer wieder gerne hier vorbei. Das reine Fußballstadion ist natürlich in die Jahre gekommen, aber gefühlt grüßt aus jeder Ecke die Tradition.
    Die „neue“ Tribüne ist längst auch eine alte, fertiggestellt 1996. Doch ihr gegenüber steht ein Stück Lübecker Fußballgeschichte, die sogenannte „Alte Holze“. Die Sitzplatztribüne war über Jahrzehnte das Prunkstück des Stadions, das ebenso lange das größte in Schleswig-Holstein war. Mehr als 18.000 Fans fanden hier Platz.
    Mittlerweile und einige Umbauten später, können sich hier immerhin noch 10.537 Fans Schulter an Schulter jener elektrisierenden Mischung hingeben, die in einem reinen, engen Fußballstadion entsteht, vor allem wenn das Flutlicht leuchtet.
    So schön das Stadion auch ist, für den Verein stellt es auch eine Belastung dar, denn der VfB ist Eigentümer und muss die Anlage demzufolge auch finanzieren. Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren immer wieder investiert werden musste, zuletzt in ein Dach über der sogenannten „Pappelkurve“, auf der die sangesfreudigen Fans ihren Platz haben.

    Der Rückkehrer: Erneut hat es für den VfB Lübeck nur zu einer Spielzeit in der 3. Liga gereicht. Wie schon in der Saison 2020/21 ist es den Grün-Weißen nicht gelungen, die Klasse zu halten. Dass es für einen Aufsteiger aus der Regionalliga-Nord in der 3. Liga nicht einfach werden würde, konnte nicht überraschen. Dennoch herrschte in der Hansestadt Zuversicht. Der Meister der Spielzeit 2022/23 wollte sich dauerhaft im Profi-Fußball etablieren. Am Ende blieb es beim Wunsch. Schon früh zeichnete sich ab, dass die Mannschaft wieder absteigen würde. Wie zuvor reichte es in der finalen Tabelle nur zum 19. Platz. Ein Ärgernis für den Traditionsverein und seine treue Fangemeinde.

    Die Folgen: Im Zuge des Abstiegs wurde mancher „Stein“ umgedreht und nicht immer ging das ganz geräuschlos über die Bühne, wie etwa bei Trainer Bastian Reinhard oder dem langjährigen Publikumsliebling Mirko Boland. Der hatte 144-mal das VfB-Trikot getragen und hätte es sich auch in dieser Saison wohl wieder übergestreift, doch dazu kam es nicht. Sportvorstand Sebastian Harms, dem das Vertrauen ausgesprochen worden war, hatte andere Pläne. Der 37-jährige Boland war damit einer von letztlich 21 Abgängen, darunter neben Boland auch andere Spieler mit langer Vergangenheit beim VfB, wie Tommy Gruppe oder Morten Rüdiger.

    Der Umbruch: In personeller Hinsicht hat sich der Drittliga-Absteiger neu aufgestellt. Elf neue Spieler wurden engagiert, mehrheitlich in der Regionalliga erfahren, gleichwohl noch recht jung an Jahren. 21 Fußballer umfasst die Liste jener, die den Verein verlassen haben. Bei allem Ehrgeiz ist in dieser Saison nicht der direkte Wiederaufstieg das Ziel. Vielmehr wollen die Verantwortlichen die Basis schaffen, um in den kommenden Jahren erneut das Wagnis Profifußball anzugehen.

    Der Trainer: Guerino Capretti wird zugetraut, diese Idee erfolgreich werden zu lassen. Der Fußballlehrer bringt viel Erfahrung mit nach Lübeck. Allen voran beim SC Verl hat der heute 42-Jährige erfolgreich gearbeitet. Es folgten dann eher kürzere Gastspiele als Trainer von Dynamo Dresden und des FC Ingolstadt. Beim VfB Lübeck ist er offenbar gut angekommen, denn mit aktuell 1,65 Punkten pro Spiel weist Capretti den besten Punkteschnitt seiner Laufbahn auf.

    Die Statistik: Der VfB Lübeck ist derzeit Zehnter, hat nach 14 Spielen 19 Punkte auf dem Konto, 22 Tore erzielt und 26 Gegentreffer kassiert. Bester Torschütze ist Manuel Farrona Polidu. Der 31-jährige Außenbahnspieler hat vier Treffer erzielt. Jeweils dreimal erfolgreich waren Felix Drinkuth und Herdi Bukusu.

    Der Stil: Der Trainer des VfB mag es offensiv, richtet seine Mannschaft zumeist in einem 4-3-3-System aus.

    Der Saisonverlauf: Zwei Siege standen zum Auftakt zubuche. Die Lübecker gewannen am ersten Spieltag mit 2:1 gegen den SV Todesfelde. 5.169 Fans sorgten seinerzeit für die beste Kulisse dieser Saison. Der Spielplan meinte es gut mit den Lübeckern, die gleich viermal in Serie zuhause antreten durften. Der Hamburger SV II wurde mit 1:0 besiegt, ehe es beim 2:2 gegen Holstein Kiel II erstmals nicht zum Sieg reichte und im nächsten Spiel ausgerechnet gegen Weiche Flensburg mit 1:2 verloren wurde. Seitdem mangelt es der Mannschaft an Konstanz.
    Drei Niederlagen in Folge, ein 1:4 gegen den Bremer SV, ein 2:3 beim SSV Jeddeloh II und ein 0:3 beim SV Meppen sorgten zwischenzeitlich für eine Stimmungsdelle in der Marzipanstadt. Doch die war nicht von Dauer. Zuletzt blieb der VfB dreimal ungeschlagen. Einem 1:1 beim 1. FC Phönix folgten ein 3:1 über Kickers Emden und ein 3:1 bei Blau Weiß Lohne.

    Die Ballspielenden: Im Tor hat sich Gavin Didzialatis durchgesetzt. Vor dem 22-Jährigen verteidigt häufig eine Viererkette mit Leon Sommer, Luca Menke, Jannik Westphal und Routinier Marvin Thiel. Im defensiven Mittelfeld ist Tom Gerken unverzichtbar. An der Seite des ehemaligen Bielefelders spielen regelmäßig Jorik Wulff und der von Hansa Rostock gekommene Julian Albrecht. Offensiv baut Capretti gerne auf Herdi Bukusu und Manuel Farrona Pulido auf den Außenbahnen sowie John Posselt, der zuvor für den FC St. Pauli II gekickt hat.
    Doch der Trainer hat auch einige Alternativen, allen voran etwa Robin Kölle und natürlich auch Felix Drinkuth, der nach einer Verletzungsauszeit gegen den VfB Oldenburg sicher wieder im Kader stehen wird.

    Die Blauen: Die deutlichen Parallelen zwischen beiden Vereinen, historisch wie fußballerisch, sind kaum zu übersehen. Auch dem VfB Oldenburg fehlt es an Konstanz. Dem starken Auftritt beim Bremer SV folgte gegen den SSV Jeddeloh II eine allemal vermeidbare Niederlage. Auf der Lohmühle wollen die Oldenburger wieder Beute machen, wenngleich sich in der Trainingswoche erneut einige personelle Fragezeichen ergeben haben.
    Immerhin, die zuletzt gesperrten Nico Knystock und Leon Deichmann könnten in die Mannschaft zurückkehren und auch der lange verletzte Marc Schröder, gegen Jeddeloh bereits einige Minuten am Ball, ist für das Spiel ein Thema.
    Verstecken werden sich die Oldenburger nicht, zumal der blau-weiße VfB das letzte Aufeinandertreffen am 1. April 2022 mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Wie man auf der Lohmühle gewinnt, ist also kein Geheimnis. Mit Nico Knystock, Leon Deichmann, Patrick Möschl und Rafael Brand sind seinerzeit vier Spieler aus dem aktuellen Kader dabei gewesen.