Ein ehrgeiziger Tabellenführer

VfB Oldenburg trifft am Samstagabend auf den TSV Havelse

Artikel vom 1. November 2024

Der Vorbericht wird präsentiert von:

    Oldenburg/fs. Man denkt groß beim TSV Havelse. Relativ kurzfristig will der Club aus Garbsen in die 3. Liga aufsteigen. Mittelfristig ist allerdings die 2. Liga das Ziel und gekickt werden soll dann in einem neuen Stadion. Großmannssucht? Träumerei? Unrealistisch? Mitnichten! Der Blick auf die Tabelle macht deutlich, dass die Pläne fundiert sind. Am Samstag, um 18 Uhr, kommt der Spitzenreiter ins Marschwegstadion.

    Der Gegner: Der TSV Havelse ist ein Sportverein aus Garbsen, der überregional vor allem durch seine erfolgreichen Fußballer bekannt geworden ist. Der größte Erfolg des TSV liegt schon einige Jahre zurück. Unter Anleitung des Trainers Volker Finke spielten die Havelse in der Saison 1989/90 in der 2. Bundesliga. Eine Rückkehr in den Profifußball gelang in der Saison 2022/23. Eine Spielzeit lang kickten die Havelser in der 3. Liga, konnten sich dort allerdings nicht halten. Darüber hinaus hat der Verein zweimal den Landespokal gewonnen.

    Die Hingucker: Bekannte Namen kennzeichnen die Geschichte des 1912 gegründeten Vereins. Allen voran gilt das natürlich für Volker Finke. Der einstige Havelser Aufstiegstrainer etablierte sich als Vordenker im Profifußball und steht heute noch maßgeblich für die sportliche Entwicklung des SC Freiburg, für den Finke 16 Jahre lang gearbeitet hat. Doch nicht nur Finke im Wilhelm-Langrehr-Stadion aktiv. Auch Ex-Nationalspieler Jens Todt, André Breitenreiter oder Frank Pagelsdorf haben den Havelser Fußball geprägt.

    Der Saisonverlauf: Die Kicker aus dem Großraum Hannover spielen eine fast schon sensationell anmutende Saison. Die Havelse führen die Tabelle im Prinzip seit dem Saisonbeginn an. Zugegeben, der 4:3-Auftaktsieg gegen Werder Bremen II reichte am ersten Spieltag „nur“ zu Platz drei. Doch schon am zweiten Spieltag gelang der Sprung auf Platz eins und den verteidigen die Kicker aus Garbsen seitdem souverän. Mit insgesamt neun Siegen ließen die Rot-Weißen jene Vereine teils deutlich hinter sich, die im Sommer genauso deutlich höher gehandelt worden waren. Es sollte bis zum zehnten Spieltag dauern, ehe der TSV Havelse erstmals nicht über drei Punkte jubeln durfte. Auf der Lübecker Lohmühle reichte es „nur“ zu einem 2:2 beim dort heimischen VfB. Ein erster, kaum wahrnehmbarer Dämpfer und selbst die im nächsten Spiel folgende Niederlage, ein 0:4 beim SV Meppen, sollte rückblickend keine wirklichen Folgen haben.

    Die Resonanz: Die ganz große Fußballeuphorie macht derzeit noch einen mehr oder weniger großen Bogen um das 3.500 Zuschauenden Platz bietende Wilhelm-Langrehr-Stadion. Derzeit werden im Durchschnitt 767 Fans begrüßt. Immerhin, denn in der vergangenen Saison lag der Durchschnitt bei nur 495 Fans. Allerdings wurden in dieser Saison zum Spiel gegen Eintracht Norderstedt 2.212 Fans begrüßt, also knapp ein Drittel der insgesamt 6.136 Zuschauerinnen und Zuschauer.

    Der Trainer: Samir Ferchichi ist seit Ende September 2022 als Cheftrainer des TSV Havelse tätig. Zuvor war er Trainer im Jugendbereich und sportlicher Leiter. In den 80 Spielen unter seiner Anleitung generierte er einen Punktedurchschnitt von 1,69 Zählern. Bevorzugt lässt der Uefa-A-Lizenz-Inhaber im 3-4-3-System spielen.

    Die Kicker: Es nicht etwa zuvor überregional bekannte Akteure oder Individualisten, die beim TSV den Takt angeben. Vielmehr ist es den Verantwortlichen gelungen, ein ganz starkes Kollektiv zu formen und darüber hinaus hatten sie bei der Verpflichtung von Neuzugängen im Sommer ein gutes Händchen. Neun Spieler haben den Verein im Sommer verlassen, zehn Kicker wurde angestellt, darunter erfahrene Akteure wie Tim Dierßen von Hessen Kassel, Oliver Schindler vom Berliner AK oder die Ex-Oldenburger Affamefuna-Michael Ifeadigo und Noah Plume.

    Die Leistungsträger: Rein offensiv brillieren bislang Marko Ilic und Lorenzo Paldino mit jeweils acht Treffern. Einer der absoluten Schlüsselspieler des TSV ist allerdings ein Rückkehrer. Noah Plume, der in seiner Karriere zuvor schon 190 Plichtspiele für Havelse absolviert hatte, ist „nach Hause“ gekommen. Gastspiele bei den Sportfreunden Lotte, beim VfB Lübeck und zuletzt beim VfB Oldenburg haben den 28-Jährigen weitere Erfahrungen sammeln lassen. Schon zuvor war Plume beim TSV Führungsspieler und Kapitän und auch jetzt ist er der unverzichtbare Schlüsselspieler. Das gilt darüber hinaus sicher auch für den Sportdirektor, und zwar auf dem Rasen. Florian Riedel spielt immer. Der Routinier hat als Rechtsverteidiger in dieser Saison noch keine Spielminute verpasst.

    Die Pleiten: Ganz so souverän wie in den ersten Saisonwochen ist der TSV Havelse derweil nicht mehr. Allerdings gab es bislang nur drei höchst überschaubare Niederlagen. Neben der Klatsche in Meppen hieß es überraschend 0:3 bei Teutonia Ottensen und zuletzt unterlagen die Havelser gegen Blau Weiß Lohne mit 1:3.  Vor allem die Konkurrenz hofft jetzt natürlich auf weitere Ausrutscher.

    Die Blauen: Der VfB Oldenburg hat mit dem guten Auftritt beim VfB Lübeck neues Selbstvertrauen getankt. Die Rollen sind dennoch klar verteilt. Die Gäste sind der Favorit an diesem Samstagabend. Dennoch wollen die Blauen, nicht zuletzt mit der lautstarken Anfeuerung ihrer Fans, die Punkte in Oldenburg behalten. Abzuwarten bleibt, wie sich die personelle Situation bis zum Spiel darstellt. Zuletzt musste Trainer Dario Fossi immer wieder kurzfristig auf Ausfälle reagieren.
    Der Weg zum Sieg führt sicherlich über eine stabile Defensive und noch mehr Effektivität im Angriff. Gelingt es dem VfB, mehr aus seinen Chancen zu machen, ist auch gegen den Ersten ein Dreier drin.

    Die Straßensperrung: Achtung, aktuell ist der Marschweg noch einseitig gesperrt. Das sollten alle Fans bedenken, wenn sie mit dem Auto zum Stadion kommen.