Hexenkessel Marschwegstadion

VfB Oldenburg braucht gegen Eintracht Norderstedt die Fans
Artikel vom 8. November 2024
Der Vorbericht wird präsentiert von:
Oldenburg/fs. Spricht man über Fußball in Schleswig-Holstein, ist fast immer die Rede von Holstein Kiel oder dem VfB Lübeck. Die fußballerische Nummer drei im nördlichsten Bundesland ist hingegen selten ein Thema, dabei spielt der FC Eintracht Norderstedt mittlerweile schon die zehnte Saison in der vierthöchsten Liga. Am Samstag, um 18 Uhr, ist die Eintracht Gast des VfB Oldenburg.
Der Gegner: Der Verein zählt nominell zu den jüngeren in der Regionalliga, zumindest dem Namen nach 2003 ist die Eintracht aus dem 1. SC Norderstedt hervorgegangen, denn anders als zuvor ist der „neue“ Verein ein reiner Fußballclub. Dieser zählt übrigens, obwohl in der viertgrößten Stadt Schleswig-Holsteins zuhause, zum Hamburger Fußball Verband.
Die Historie: Fast hätte es mal Zweitligafußball in Norderstedt gegeben. In der Saison 1992/93 spielte der 1. SCN in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga gegen 1860 München, Kickers Offenbach und den SSV Ulm. Am Ende reichte es aber nicht, die Norderstedter wurden Vierter.
In den Spielzeiten 1986/87 und 1994/95 gelang der Aufstieg in die 3. Liga und viermal war Norderstedt auch im DFB-Pokal dabei.
Wer sich zudem ein wenig mit der Vergangenheit des Clubs beschäftigt, nimmt erstaunt zur Kenntnis, dass durchaus prominente Namen zu finden sind. Fabian Boll etwa, lange Profi bei FC St. Pauli, hat in Norderstedt gespielt, die Älteren werden sich an Holger Aden erinnern, der in Bochum, Braunschweig und Leverkusen als Profi unterwegs war.
Als Trainer waren hier unter anderem Michael Lorkowski, Volker Finke, Willi Reimann und Caspar Memering verantwortlich, um nur einige bekannte Namen zu nennen.
Die Spielzeit: Nach vier Spieltagen in der Regionalliga-Nord war Eintracht Norderstedt auf dem besten Weg, sich als Überraschungsmannschaft zu etablieren. Die Schleswig-Holsteiner waren erfolgreich gestartet, denn im ersten Spiel hatten sie den VfB Oldenburg mit 2:0 geschlagen, bei Werder Bremen II gepunktet, gegen den SV Todesfelde gewonnen und auch beim FC St. Pauli einen Zähler entführt. Doch der Glanz der ersten Wochen ist verblichen, die Eintracht steckt im Tabellenkeller fest und kämpft um den Klassenerhalt.
Die Auswärtsstärke: Während es im heimischen Edmund-Plambeck-Stadion nicht so richtig rund läuft, hat die Eintracht auswärts immerhin in fünf von acht Spielen Beute gemacht. Ein Selbstgänger für den VfB ist also kaum zu erwarten. Vielmehr sollten die Norderstedter Siege beim Phönix Lübeck und beim SSV Jeddeloh II Warnung genug sein. Sieben Punkte aus den letzten vier Auswärtsspielen sind sicherlich auch nicht zu verachten.
Der Stil: Spielerisch stark, defensiv überaus kompakt und nach vorne ging die Post ab. So oder ähnlich lässt sich beschreiben, wie die Norderstedter im Hinspiel gegen den VfB Oldenburg aufgetreten sind.
Die Schlüsselkicker: In der Abwehr führt kein Weg an Fabian Grau vorbei. Der 26-jährige Innenverteidiger kehrte nach einem Gastspiel bei den Pittsburgh Panthers nach Norderstedt zurück und verteidigt zumeist an der Seite von Yannik Nuxoll.
Im Mittelfeld führt mit Ersin Zehir ein spielstarker Ex-Profi Regie. Der 26-Jährige ist der Taktgeber des Spiels der Eintracht, zweikampfstark und ein guter Ballverteiler. Darüber hinaus ist er mit fünf Saisontoren zweitbester Torschütze seiner Mannschaft.
Offensiv war es im Hinspiel allen voran Manuel Brendel, der dem VfB einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. Der schnelle Angreifer fehlt allerdings aufgrund einer Rotsperre.
Die Personalien: Die Eintracht hatte zuletzt einige Ausfälle zu beklagen, wobei genau das nicht der Fall war. Vielmehr haben Trainer Jean-Pierre Richter und seine Mitarbeiter die vielen Ausfälle eher zur Kenntnis genommen, getüftelt und am Ende noch immer eine Truppe aufs Spielfeld geschickt, die jeden Gegner in der Liga ärgern kann.
Abzuwarten ist, ob sich die Situation entspannt. Denn in Lohne mussten mit Phil Sieben, Luis Coordes und Nils Brüning gleich drei Spieler verletzt vom Platz. Während Brüning wohl nur eine leichte Knieblessur davongetragen hat, wird Coordes aufgrund eines Muskelbündelrisses ausfallen. Auch im Tor gibt es offenbar ein Fragezeichen. Dave Ceesay und Arne Exner, die zuvor gespielt haben, waren verletzt. In Lohne kam Fynn Hegerfeldt zum Einsatz, doch er fehlte in dieser Woche im Training. Dafür steht in Oldenburg mit Ersin Zehir der Taktgeber wieder zur Verfügung, der zuletzt gelb-gesperrt zuschauen musste.
Der Angriff: Gegen den Ball sehr strukturiert, körperlich zudem durchaus stabil, ist es eher die Offensive, die Norderstedt Probleme bereitet. Mit 14 erzielten Treffern ist der Norderstedter Angriff zurzeit noch der schwächste der Liga. Das muss sich am Samstag nicht unbedingt ändern.
Die Blauen: Das Verletzungspech schaut seit Saisonbeginn fast wöchentlich im Sportpark Dornstede vorbei. Auch diesmal gibt es einige Fragezeichen, etwa bei Anouar Adam, der sich im Spiel gegen den TSV Havelse eine Blessur zugezogen hat. Rafael Brand und Nico Mai sind gesperrt, dennoch haben die letzten Leistungen für Zuversicht gesorgt. Hinzu kommt der Faktor Fans, denn die Mannschaft wurde in den vergangenen Spielen zunehmend lautstärker unterstützt. Auch am Samstagabend soll das Marschwegstadion einem akustischen Hexenkessel gleichen, denn die Punkte sollen in Oldenburg bleiben.